Die einundfünfzigste Geschichte (d)einer Essstörung

Eine weitere mutige Frau, die ihre Geschichte mit uns teilt:

Ich bin weiblich 23 Jahre jung, seit erst sechs Monaten kämpfe ich mit meinem Gewicht. Früher fand ich mich schon etwas mobbelig, aber ich habe es einfach so hin genommen.

Nun zum meinem Alltagsleben:

Der Wecker klingelt, ich werde wach und der erste Gedanke der mir in den Sinn kommt ist: „Habe ich wieder abgenommen oder bin ich wieder fetter geworden?“ Ich stehe auf und gehe erst mal aufs WC, denn so bin ich ja wieder ein paar Gramm leichter. Nun muss ich auf die Waage, um mein Gewicht zu kontrollieren: „Puh, Glück gehabt, wieder paar Gramm weniger.“ Jetzt kommt das Abführmittel ins Spiel. Ich kann nicht mehr ohne, zwei Mal täglich nehme ich es ein.

Da ich im Moment arbeitslos bin, ist mein Tag relativ langweilig und bedrückend. Ich habe vor kurzem meine Ausbildung beendet und erfolgreich bestanden. Immer um die selbe Zeit gehe ich dann ins Studio und verbrenne dort meine Kalorien. Dass Essen ist für mich schon komplett zum Feind geworden. Ich esse ab und zu gerade mal 21 Kalorien. Die Angst ist zu groß, dass die Waage wieder mehr anzeigt. 1,5 h bis 2 h verbringe ich fast täglich im Studio und verbrenne über 500 Kalorien. Ich verbrauche also mehr, als ich zu mir nehme, das kann auf Dauer nicht gesund sein.

Aber was macht man nicht alles, um immer dünner zu werden…

Danach fahre ich wieder nach Hause und stelle mich auf die Waage: „Super, noch habe ich das Gewicht von heute Morgen gehalten. Heute Abend werde ich bestimmt weniger haben, und morgen Früh noch weniger.“ Ich kann es kaum erwarten, wieder abgenommen zu haben. Irgendwann wirkt dann das Abführmittel und entleert mich:  „Juhu, ich verliere noch mehr Gewicht.“

Mein Leben besteht eigentlich nur noch aus dem Wiegen, dem Fitness-Studio und dem Hungern. Ich bin ganz alleine damit. Ich schotte mich komplett von allen anderen ab, und denke nur noch  „hungern“ und „wiegen“.

Am Abend vor dem Schlafengehen wiege ich mich nochmal. Dann nehme ich zum zweiten Mal das Abführmittel ein und hoffe, das ich morgen Früh noch leichter bin. Und siehe da, am nächsten Morgen bin ich wieder etwas leichter. Leider geht das momentan jeden Tag so. Leider habe ich davon auch Haarausfall, meine Leber löst sich auf und meine Blutkörperchen können sich kaum noch entwickeln. Es ist kein schönes Leben damit. Ich bin nun auch in einer Klinik die mir sehr hilft und ich hoffe, dass ich bald wieder glücklich sein kann.

Jeder sollte den Schritt gehen und sich Hilfe suchen!  Denn es geht nicht nur um körperliche Schäden, dass, was man nicht sieht, ist der Kopf…

Wo findest du dich in dieser Geschichte wieder und was nimmst du daraus mit?

Das Aufschreiben und Veröffentlichen deiner eigenen Geschichte hilft dir und anderen!

Schicke mir die Geschichte deiner Essstörung an info@lebenshungrig.de und ich veröffentliche sie hier anonym.

lebenshungrige Grüße

Simone