Wie du dir selbst helfen kannst
wenn du auf der Stelle trittst

Es gibt diese dunklen Augenblicke in unserem Leben, in denen uns alles als sinnlos erscheint. Momente, in denen wir glauben, dass wir es nicht schaffen, dass wir zu denjenigen gehören, die ihren Weg „Raus aus der Essstörung, rein ins Leben“ nicht zu Ende gehen können. Phasen, in denen wir gefühlt die hundertsiebenundfünfzigste Runde um die gleiche Herausforderung drehen, ohne endlich anders damit umgehen zu können.

Wir machen und tun und doch passiert scheinbar nichts.

Dadurch kommen wir uns vor, wie der Hamster in seinem Rad.

Halte das Rad an

In diesen Momenten fühlen wir uns überfordert und hilflos. Und vielleicht sind wir das tatsächlich gerade. Doch weißt du was? Das ist okay. Es ist nicht toll, doch es ist aktuell so. Und häufig nimmt uns die Annahme der Realität schon einiges an Negativität. Halte das Hamsterrad an, mache eine Pause, gönne dir einen ruhigen Moment mit dir selbst, anstatt dich permanent in blindem Aktionismus oder Hirn zermatern zu verlieren.

Mache dir bewusst, dass du auch mal hilflos und überfordert sein darfst. Das ist menschlich!

Und nur, weil du heute etwas nicht schaffst, egal wie viel Mühe du dir auch gibst, egal wie sehr du darüber grübelst, bedeutet das nicht, dass du es nächste Woche auch nicht schaffst.

Wie oft habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass ich ein Problem unbedingt lösen wollte – doch egal wie sehr ich mich anstrengte – es passierte nichts. Und dann, einige Tage, Wochen oder auch Monate später löste sich das Problem wie von selbst oder ich konnte es plötzlich ganz einfach lösen.

Nähre deine Seele

Wende dich bewusst von der Herausforderung ab und hin zu dir. Mache etwas, was dir gut tut und/oder dir Freude bereitet. Schaue dir einen lustigen oder einen inspirierenden Film an, gönne dir eine Massage, mache einen spontanen Ausflug. Melde dich zu einem Seminar oder Retreat an.

Beende den Satz: „Ich wollte doch schon immer mal…“ Und dann: Just do it!

Um glücklich und gesund zu werden ist es notwendig zu wissen, womit du deine Seele satt machen kannst. Doch das Wissen alleine hilft natürlich nicht, du musst diese Dinge auch tun. Das ist so entscheidend! Immer wieder stellen wir uns selbst ein Bein indem wir diesen „Luxus“ hinten an stellen. Wir glauben, dass wir so etwas dann machen können, wenn wir gesund sind, wenn wir die Zeit dazu haben, wenn wir…?!?

An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen: Dieses Seelenfutter ist kein Luxus sondern „Grundnahrungsmittel“, es ist die Basis!

Schreibe. Meditiere. Rede. Tanze. Lache.

Verbringe alleine Zeit in der Natur.

So simpel. Zu einfach?

Nein. Denn es funktioniert nur, wenn du es auch tust. Wieder und wieder und wieder…

All diese Basics haben mittlerweile oberste Priorität in meinem Leben. Ich kann es mir nicht leisten, sie als Luxus zu betrachten.

Denn sie machen mich gesünder, glücklicher, kreativer und effektiver.

Wenn ich heute beispielsweise über eine Weiterbildung, einen Reatreat, ein Seminar, etc. lese und ich fühle mich angesprochen, kommt auch die alte Stimme die sagt: „Ach das muss doch jetzt nicht sein, das ist zu teuer, da wirst du auch nichts Neues mehr erfahren,… etc.“ Ich nehme diese Stimme wahr, doch ich höre auf meine erste Reaktion und melde mich an. Bisher hat es sich immer gelohnt. Denn jede Minute und jeden Euro den ich in das investiere, was mir selbst wirklich wichtig ist, kommt in anderer Form zigfach zu mir zurück.

Teile was du hast

Sitzen wir im gedanklichen Hamsterrad, drehen wir uns auf ungesunde Weise um uns und unsere Themen. Dann kann ein bewusster Blick über den eigenen Tellerrand hinaus hilfreich sein. Hier geht es nicht darum, uns selbst die innere Bratpfanne überzuziehen und uns beispielsweise zu sagen:

In Afrika verhungern die Menschen und ich verschwende Lebensmittel weil ich sie in mich hineinstopfe und wieder auskotze!

Mit diesem selbstzerstörerischen Gedanken rettest du weder dich, noch ein einziges Menschenleben in Afrika. Der weitaus hilfreichere Gedanke ist:

Was kann ich mit Leichtigkeit für andere Menschen tun, was sie selbst nicht tun können?

Vielleicht kannst du spontan Geld für eine wohltätige Organisation spenden. Möglicherweise gibt es aber auch Menschen in deiner direkten Umgebung, denen du leicht und schnell etwas Gutes tun kannst. Ich rede hier nicht von totaler Aufopferung für andere oder davon, die Bedürfnisse anderer über deine eigenen zu stellen.

Ich rede von den Dingen, die für dich eine Kleinigkeit sind, für andere aber etwas Großes sein können.

Damit hilfst du nicht nur deinem Gegenüber, sondern auch dir selbst. Denn du kannst die Erfahrung machen, dass du mit Leichtigkeit handeln und etwas erreichen kannst. Es nimmt dir das Gefühl von Hilflosigkeit und kann dazu führen, dass du dadurch in Bezug auf dein eigene Herausforderung leichter eine Lösung finden und ins Handeln kommen kannst.

Wenn ich so einen Hamsterrad-Moment habe, dann veröffentliche ich beispielsweise auf der Facebook-Seite von lebenshungrig einen Beitrag anderer Personen, die einen tollen Artikel geschrieben oder ein hilfreiches Buch herausgebracht haben, und die nicht die Möglichkeit haben, so leicht so viele andere Menschen zu erreichen. Und wenn mir dann bewusst wird, dass ich mit Leichtigkeit mehrere Tausend Menschen erreichen kann, werde ich dankbar und komme leichter zurück in meine Kraft.

Blicke zurück

Häufig glauben wir, weiter/besser/schneller sein zu müssen, als wir sind. Vielleicht kennst du das berühmte Zitat aus Der Kleine Prinz: „Wir sind nie zufrieden, dort wo wir sind!“ Die Teilnehmerinnen von LEICHTER führen ein sogenanntes Logbuch. Das ist eine Art Tagebuch, welches unter anderem als „Beweismittel“ für die eigenen Fortschritte dient. Denn in regelmäßigen Abständen wird das Logbuch gelesen und Erkenntnisse und verändertes Handeln werden markiert. Dadurch ist der eigene Weg schwarz auf weiß festgehalten und durch das Lesen werden sich die Teilnehmerinnen dieser Tatsache bewusst.

Doch auch ohne ein Logbuch ist der Blick zurück hilfreich. Schaue dir bewusst an, wo du her kommst. Finde deine Fortschritte. Vielleicht befindest du dich gar nicht in einem Hamsterrad, sondern glaubst nur in einem zu sein, weil du nicht an der Stelle bist, wo du glaubst, sein zu müssen?

Gerade in der letzten Phase meiner Essstörung hatte ich viele gefühlte Hamsterrad-Momente und dachte, dass ich – egal was ich tue – einfach nicht von der Stelle komme. Immer wieder gab es Rückfälle. Rückblickend kann ich sagen, dass all diese Momente wichtig und notwendig waren. Ich weiß heute auch, dass ich gar nicht auf der Stelle trat, es kam mir nur so vor.

Du bist kein Hamster, der endlose Runden in seinem Rad dreht und dabei nicht von der Stelle kommt.

Du bist eine Langstreckenläuferin, die sich ihre Kräfte einteilen muss und die mal langsam und mal schneller läuft.

Und auch wenn du gerade nur gehst, kommst du voran!

lebenshungrige Grüße

Simone