Die Fütterung des inneren Dramas

Kaum etwas kostet essgestörte Frauen so viel Energie, wie das Aufrechterhalten des äußeren Scheins. Dieses um jeden Preis funktionieren müssen, professionell sein, perfekt scheinen, in der Hoffnung, dass wir von anderen Menschen dafür irgendeine Form von Bestätigung bekommen. In der Annahme, dass eine äußere Art von Kompliment, Anerkennung oder Liebesbekundung diese nagende, innere Unzulänglichkeit langfristig stillt und sich ein Gefühls-Zustand von „gut genug, richtig, endlich angekommen“ einstellt.
Doch durch genau dieses Verhalten nährst du dein inneres Drama und somit die (Ess)Probleme. Denn einerseits gibst du vor jemand zu sein der du gar nicht bist. Das zeigt deutlich, dass du glaubst, nicht gut genug zu sein. Du spielst eine Rolle und dieses Rollenspiel kostet enorm viel (Willens)Kraft. Kraft, die dir für dich selbst fehlt. Und andererseits liegt deshalb dein Fokus ständig auf Äußerlichkeiten, auf deiner Leistung, auf deinem Aussehen, und auf der Bewertung deiner Leistungen und deines Aussehens. Du bist abhängig davon, wie andere Menschen auf dich reagieren. Und du projizierst deine eigene Unzufriedenheit und Unsicherheit ständig in andere Menschen hinein:
Dein Chef hat dich „komisch“ angeschaut?
Bestimmt hast DU etwas falsch gemacht und er ist unzufrieden mit DIR! DU musst DICH deshalb heute noch mehr anstrengen, DIR noch mehr Mühe geben, noch besser/netter scheinen. Und vielleicht solltest du doch noch diese eine Fortbildung machen?
Dein Partner macht dir nicht permanent Komplimente?
Bestimmt weil DU zugenommen hast! Oder weil DU dich nicht genügend anstrengst so zu sein wie DU glaubst, dass er DICH will! Oder gibt es da möglicherweise eine andere Frau die schöner und perfekter ist als DU? DU musst dich unbedingt noch mehr anstrengen um zu gewährleisten, dass er nur DICH will! Und vielleicht solltest DU sicherheitshalber mal sein Handy kontrollieren?
Diese Verbissenheit kann dazu führen, dass du genau das Gegenteil von dem erreichst, was du eigentlich erreichen willst…
Deine inneren Dramen – und somit die (Ess)Probleme – können erst dann verhungern, wenn du beginnst zu sehen und zu verstehen, dass deine Wahrheit häufig nicht der Realität entspricht, weil du sie durch deine persönliche „Nicht-gut-genug-Brille“ siehst. Es ist nicht der äußere Schein der dir geben kann, wonach du innerlich so hungerst, es ist das innere Sein. Das Wissen, dass du gut genug bist und dich deshalb nicht verstellen musst. Das Wissen, dass du liebenswert und leistungsfähig bist und deshalb nicht manipulieren und über deine Grenze gehen brauchst.